Dissertationen

Bruno Johannbroer

„Planung und Bewertung von Methoden passiver, autochthoner Klimaregulierung in Bürogebäuden in Mitteleuropa“

Yinka Ibukun Oluwarotimi

„Retrofitting of Nigeria’s Federal Government SecretariatBuildings for optimal Energy Efficiency through Passive measures."

In Nigeria, einem Land, das flächenmäßig etwa so groß ist wie Deutschland und Frankreich zusammen, hat sich die Bevölkerung seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 fast vervierfacht – auf mittlerweile an die 175 Millionen EinwohnerInnen. Und das Wachstum geht nahezu ungebremst weiter. Der Energieverbrauch für den Betrieb von Gebäuden hat sich parallel zum Bevölkerungswachstum proportional vervielfacht. Dies ist mit bescheidenem Wachstum, Industrialisierung und erhöhten Komfortansprüchen zu begründen und ein anhaltender Trend.

Yinka Oluwarotimis Promotionsthema widmet sich der Untersuchung des Energieverbrauchs im Segment öffentlicher Gebäude, deren gründliche Erfassung und Klassifizierung, um passive energetische Einsparpotenziale und Maßnahmen zu identifizieren sowie einen Nullenergie- oder Plusenergiestandard zu erreichen. Ziel ist es, konkrete Strategien der Optimierung für die bauliche Umsetzung von Neubaumaßnahmen und Sanierung zu entwickeln.

Die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden durch Suffizienzkonzepte, also der weitgehende Verzicht auf Gebäudetechnik, bilden ökonomisch und ökologisch einen sehr interessanten und wichtigen Forschungsschwerpunkt, der insbesondere, wie von Yinka Oluwarotimi angestrebt, unter Berücksichtigung einer Übertragbarkeit auf verschiedene Klimazonen in Nigeria entwickelt werden soll. Die Erforschung passiver, an den klimatischen Rahmen angepasster Entwurfs- und Konstruktionsprinzipien, u.a. mithilfe neuer Versuchsaufbauten in Simulationsprogrammen birgt daher ein großes Erkenntnispotenzial für öffentliche Bauherrn, wie Städte und Kommunen,sowie Planer, die regionale Bauindustrie zur wirksamen Eindämmung des Energiebedarfs, der in Nigeria primär für die Kühlung und Entfeuchtung von Gebäuden anfällt. Die aus der Promotion zu erwartenden Erkenntnisse zielen auf Handlungsstrategien, die auf andere vergleichbare Kontexte übertragbar sind.

Lukasz Duraj

„Erstellung eines Modells zur Simulation von Leistungen des Facility Managements in der Betriebsphase mittels BIM während der Planung eines Gebäudes“

Neben der aktuell herrschenden Pandemie wird die Immobilienbranche durch eine Vielzahl von Megatrends, wie Globalisierung, demografischer Wandel, urbanes Wachstum, Nachhaltigkeit und Digitalisierung beeinflusst. Beispielsweise führt der Megatrend Nachhaltigkeit zur Regulierung und Reduzierung der Energieverbräuche in Liegenschaften und zur Zertifizierung von Gebäuden. Zur Anpassung an die Megatrends und Umsetzung der daraus resultierenden Anforderungen ist die Anwendung der BIM-Methodik entscheidend. Eine Vielzahl von Forschungsprojekten zeigen das Potenzial der BIM-Methodik, alle Megatrends berücksichtigen und verbinden zu können. Eines der Potenziale ist es während der Planung von Gebäuden mittels BIM den gesamte Lebenszyklus hinsichtlich ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Aspekte zu optimieren. Um diese Optimierung zu ermöglichen ist es notwendig alle für die Immobilie relevanten Prozesse zu identifizieren, zu simulieren um daraus Entscheidungsvorschläge (Design Decision Support) für Planer zu generieren.

Ziel der Promotion von Lukasz Duraj ist, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur und Facility Management zu intensivieren, da diese Disziplinen einander bedingen. Der Fokus liegt hierbei auf der Verbesserung und Standardisierung des Informationsaustausches zwischen der Planung und dem Facility Management, um zukünftig die Auswirkung der Planungsphase auf die Nutzungsphase besser prognostizieren zu können. Im Rahmen dieser Arbeit wird anhand von vier Nutzungsszenarien (Wohnen, Wohnen 4.0, Arbeiten und Arbeiten 4.0) und ausgewählten FM-Prozessen eine Simulation des Betriebes in der Nutzungsphase unter Anwendung der BIM-Methodik modelliert und an einem bereits realisierten Objekt beispielhaft verifiziert. Dabei sollen besondere Anforderungen an die Simulation identifiziert und das Simulationsmodell auf weitere Nutzungsszenarien und Prozesse im Rahmen des FM erweitert werden können. Unter Anwendung des entwickelten Modells soll es zukünftig möglich sein, alle Prozesse des FM zu simulieren und denen an der Planung Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Auf Grundlage dessen kann während der Planungsphase zum einen vorhergesagt werden, welche Konsequenz eine Planungsentscheidung auf die Nutzungsphase und damit das FM haben wird, zum anderen kann eine FM-Optimierungsprüfung durchgeführt werden. Dies ermöglicht frühzeitig die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Planungsalternativen unter Lebenszyklusaspekten abzuleiten und zu optimieren.