Lehre

Building Information Modeling Studio

Das Building Information Modeling Studio wurde im Mai 2019 am Fachgebiet “Entwerfen und Gebäudetechnologie” von Anett-Maud Joppien (Professorin, Architektin), Andreas Pilot (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Architekt) und Jonas Hartwig (B.Sc. Architektur) gegründet. Die ersten Lehrveranstaltungen zum Thema BIM wurden im Wintersemester 2019/2020 erfolgreich durchgeführt.

Die Voraussetzung für integrale Planung komplexer und nachhaltiger Gebäude sind digitale Methoden auf Grundlage von 3D-Modellen. Die Gebäudeplanung erfährt durch diese neuen Strategien einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel, eine Weiterentwicklung, die bessere Vernetzung und Kommunikation, höhere Transparenz und digital analysierbare Ergebnisse ermöglicht. Daraus resultiert eine höhere und nachhaltigere Qualität der Planung und Realisierung der Bauwerke und des Gebäudebetriebs über den gesamten Lebenszyklus.

Die Zielsetzung des Building Information Modeling Studio besteht darin, BIM als festen Baustein in Lehre und Forschung zu integrieren und in interdisziplinären Projekten zu verankern. Dies sichert die Kompetenz zukünftiger Generationen von Architekt*innen und Vertreter*innen (Studierende, Lehrende) verwandter Ingenieurdisziplinen für die digitale Zusammenarbeit.

"BIM ist ein immer stärker werdendes Werkzeug zur effizienten Zusammenarbeit verschiedener Gewerke. Daher ist es sinnvoll, dass Studierende die Möglichkeit bekommen, dieses bereits in der Universität, z.B. in interdisziplinären Projekten, kennen zu lernen. Dabei ist es wichtig, sich diearchitektonischen Freiheiten nicht durch die Programme beschränken zu lassen." (These 4 aus “Thesen zur Digitalisierung der Lehre" Plenumsbeschluss Deutscher Architekturfachschaften an der TU Darmstadt März 2020)

Integrale Planung durch digitale Methoden umzusetzen ist erforderlich, um identische und erfolgreiche Entwicklungen anderer Branchen nachzuholen, die zur höherer Produktivität und Wertschöpfung geführt haben. Die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen an den Schnittstellen zwischen Planen, Bauen, Betreiben und Rückbauen sind nur durch zusätzliche Kompetenzen, Werkzeuge und disziplinübergreifende Methoden zu bewältigen. Dies gilt gleichfalls für entsprechende Synergien innerhalb der Lebenszyklusphasen eines Gebäudes. Das Building Information Modeling Studio fokussiert sich darauf, die interdisziplinären Aspekte von BIM in Lehre und Forschung systematisch zu integrieren.

Der kreative Prozess des Entwerfens wird durch digitale Methoden und 3D-Modelle bereichert und unterstützt. In vielfältiger Weise erlangt die Genese von Entwürfen über die Unterstützung durch KI (Künstliche Intelligenz), automatisierten Visualisierungs- möglichkeiten bis hin zu automatisierten Prüfmechanismen eine ganz neue Qualität.

"Mein bester Mitarbeiter ist die KI, künstliche Intelligenz." (Wolf Prix, Coop Himmelb(l)au)

"Dann erzählt er, dass nun schon beinahe alle Projekte seines weltweit stilprägend tätigen Büros CoopHimmelb(l)au im Computer erfasst sind, sodass ein schlauer Algorithmus für jede Bauaufgabe anjedem Ort einen typischen, sozusagen authentischen Prix-Entwurf ausspucken kann. In kürzester Zeit. Ohne Bleistift. Ohne Hand. Ohne Herz. Womöglich auch ohne Hirn. Aber natürlich auch ohne retrospektive Nostalgie." Aus “Ich zeichne, also denke ich", (Architekturskizzen, Sueddeutsche Zeitung 14.02.2020)

Das Grundverständnis von Architekt*innen für ihre Rolle als Generalist*innen im Planungsprozess bildet die Prämisse und gilt auch für “digitale Baumeister” in der Anwendung der BIM-Methode. Digitalisierung eröffnet darüber hinaus die Möglichkeit, geometrische und alphanumerische Bauwerksdaten als “Digitalen Zwilling” aufzubauen und mitzuführen – von der Bestandserfassung über die Planung und die Errichtung bis hin zum Betrieb und Rückbau von Gebäuden.

Die Transparenz digitaler Methoden und die neuen Möglichkeiten digitaler Kommunikation wirken auch unter soziologischen Aspekten in die interdisziplinären Planungsteams hinein. Sie verändern tradierte Haltungen, ermöglichen ein neues Miteinander hinsichtlich Dynamik und Hierarchien und gestalten neue Formen der Zusammenarbeit wie u.a. interdisziplinäre Planungsallianzen. Die Grenzen der eigenen Disziplinen lösen sich im Sinne eines gesamtheitlichen Grundverständnisses auf und weiten den Verständnishorizont für die gemeinsam zu erbringende Aufgabe und das gemeinsam zu erreichende Ziel.

In diesem Rahmen vernetzt sich das Building Information Modeling Studio an der TU Darmstadt interdisziplinär mit den weiteren Ingenieurwissenschaften wie Maschinenbau, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Elektrotechnik und Informatik sowie mit den Geistes- und Humanwissenschaften und entwickelt entsprechende Lehrveranstaltungen und Forschungsthemen.

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